Kapitel V

Die keltiberischen Kriege veränderten den Kalender

Die Eroberung von Keltiberien durch Rom fand im 2. Jahrhundert v. Chr. statt. Seit dem von Gracchus gezeichneten Frieden (179 v. Chr.) verschlimmerte sich die innere wirtschaftliche und soziale Lage der Keltiberer durch den Druck und den Machtmissbrauch der römischen Verwalter. Den Vorwand für die Kriegserklärung lieferte die Stadt Segeda (El Poyo de Mara, Saragossa). Diese Stadt hatte eine neue, breitere Stadtmauer gebaut und zog daraufhin freiwillig oder mit Gewalt die in der Gegend wohnenden Siedler in ihr zusammen. Laut dem Traktat mit Gracchus war es jedoch verboten, neue Städte zu gründen und die bestehenden zu erweitern, was die Auseinandersetzung mit Rom verursachte. Der Senat entsandte Fulvius Nobilior (154 v. Chr.) mit einem aus 30.000 Mann bestehenden Konsularheer gegen die Einwohner von Segeda.

Fases de la conquista de la Meseta
Phasen der Eroberung der Meseta.

Da die Befestigung der Stadt jedoch noch nicht fertiggestellt war, bat Segeda die Numantiner um Aufnahme, die sie als Verbündete und Freunde willkommen hießen. Laut Florus wurde Numantia so auf äußerst ungerechte Weise in den Krieg hineingezogen.

Diese Kriege veränderten den römischen Kalender. Offiziell begann das römische Jahr an den Iden des März (15. März). Zu diesem Zeitpunkt wurden die Ämter in der Verwaltung vergeben und die Konsuln für die Kriegsführung ernannt. Bei einer Beibehaltung des Jahresbeginns wäre im Falle Segedas das römische Heer aller Voraussicht nach erst gegen Ende Juni auf der hispanischen Meseta angekommen, möglicherweise zu spät für einen Waffengang, da Kriege in der Antike zwischen Frühjahr und Sommer geführt wurden. Aus diesem Grunde wurde der Beginn des römischen Kalenderjahres auf die Kalenden im Januar (1. Januar) vorverlegt. Wir haben den durch die keltiberischen Kriege bedingten, römischen Kalender geerbt.

 

Die Belagerung durch Scipio

Der römische Senat und vor allem seine kriegstreibende Fraktion konnten es nicht länger hinnehmen, dass eine kleine Stadt wie Numantia ihrem im gesamten Mittelmeerraum siegreichen und unaufhaltbaren Heer so viele Probleme verursachte, zumal die Eroberung Hispaniens noch andere, schwerwiegendere Probleme verursacht hatte. Aus allen diesen Gründen war es notwendig, Numantia schnellstmöglich ohne jede Rücksicht den Garaus zu machen, und deshalb musste ein anerkannt fähiger General beauftragt werden. Aufgrund des vom römischen Volk ausgeübten Drucks ernannte der Senat Publius Cornelius Scipio Aemilianus, der an der Spitze der kriegstreibenden Fraktion stand, und durch die Zerstörung von Karthago die höchste Auszeichnung erhalten hatte. Für ihn wurde, ebenso wie für Marcellus eine Ausnahme gemacht, um ihn im Januar 134 v. Chr. zum Konsul zu ernennen, obwohl noch keine zehn Jahre seit seiner früheren Ernennung verstrichen waren.

Scipio fand ein sehr geschmälertes Heer von etwa 20.000 Mann vor – er hatte aus Rom nur 4.000 Freiwillige und einige Männer, die ihm Macipsa, der König von Numidien überlassen hatte, mitbringen können, bekam aber auch wirtschaftliche Unterstützung durch Antiochus von Syrien und Attalus von Pergamon, wodurch er zahlreiche Söldner rekrutieren und so ein Kontingent von zwei Konsularheeren (60.000 Mann) bilden konnte. Er fand ein äußerst undiszipliniertes Heer vor, weswegen er dieses als erstes einer strengen Ausbildung unterzog, um ihm Moral, Disziplin und Durchschlagskraft zu verleihen. Laut Appianus zog Scipio nach der Kampagne gegen die Vaccaei 134 v. Chr. weiter, um in der Region von Numantia zu überwintern.

Nachdem er seine beiden Lager in der Nähe der Stadt errichtet hatte, übergab er den Befehl über das eine seinem Bruder Maximus (Peña Redonda) und übernahm selbst den Befehl über das andere (Castillejo). Da die Numantiner die Römer zur Schlacht herausforderten, zog er es vor, sie einzukesseln und auszuhungern. Zu diesem Zweck errichtete er rund um die Stadt sieben Forts und befahl, sie mit einem Graben und einem Pailsadenzaun (vallum) zu umgeben.

Römerlager rund um Numantia
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Nach Beendigung dieser Schanzarbeiten baute er zum besseren Schutz etwas von diesem Graben entfernt einen weiteren Graben, rüstete ihn mit Pfählen aus und baute eine acht Fuß breite und – ohne die Zinnen – zehn Fuß hohe Mauer. Im Abstand von etwa dreißig Metern wurden Türme erstellt. Da es nicht möglich war, den nahegelegenen Morast zu umzäunen, baute er ein Vallum von derselben Höhe und Breite durch den Morast, um die Mauer zu ersetzen.

Belagerung von Numantia
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Anstatt Brücken über den Duero ließ er flussabwärts vom Zusammenfluss von Merdancho und Duero zwei kleine Kastelle anlegen. Von ihnen aus wurden mit Seilen zusammengebundene Holzbalken über die breite Seite des Flusses verlegt, an die viele scharfe Eisenstücke und Pfeile (stimuli) genagelt waren, so daß niemand in einem Schiff oder tauchend durchkommen konnte. Die Numantiner versuchten mehrere Male, die Einkesselung zu durchbrechen, da es für einen Keltiberer keine schlimmere Strafe gab, als nicht im Kampf sterben zu können. Schließlich gelang es Retogenes in einer dunklen Frühlingsnacht des Jahres 133 v. Chr. zusammen mit fünf Kameraden und fünf Knechten, ja sogar mit Pferden in unglaublicher Verwegenheit die Einkesselung zu überwinden, die Wächter zu töten, abzulenken und schnell zu fliehen.

Sperre des Duero mittels stachelbewehrter Flöße
Vase der Krieger
Sog. Vase der Krieger.

Die Flüchtigen wollten die Städte der Arevaker um Hilfe ersuchen und versuchten sie erneut zu einer Erhebung gegen Rom zu bringen, doch wurde ihr Ansuchen aus Angst vor den Repressalien der Römer abgelehnt. Allein in der Stadt Lutia (56 km von Numantia entfernt, jedoch noch nicht identifiziert) fand Retogenes die Unterstützung junger Krieger. Als jedoch der Rat der Alten, der die Stadt regierte, davon erfuhr, zeigte er diesen Rebellionsversuch aus Angst bei Scipio an, um Repressalien zu vermeiden. Der römische General stellte sich rasch vor Lutia ein, besetzte die Stadt und verlangte von den Alten, dass sie ihm alle jungen Krieger, etwa 400 übergeben sollten, denen er zur Strafe die rechte Hand abhacken ließ.

Scipio wusste, dass das Abhacken der rechten Hand einen Keltiberer zu einem unwürdigen Tod verurteilte, da er kein Schwert mehr halten und also nicht mehr im Kampf sterben konnte, um das Jenseits in Gesellschaft der Götter zu erreichen. Nach dem Scheitern des Retogenes in Lutia wurde versucht, ein Abkommen zu verhandeln. Avaros entsandte einen Ausschuss aus fünf Mitgliedern an die Front, der Scipio darlegte „er möge diesem so großmütigen und sehr tapferen Volk vergeben und annehmbare Bedingungen vorschlagen“. Scipio antwortete, „sie mögen zuerst ihre Waffen abliefern und sich dann mit der Stadt ergeben“, was die Wut der Numantiner entfachte, die Avaros und seine Gefährten mit dem Argument töteten, sie hätten versucht, bei Scipio ihre eigenen Interessen zu wahren. Nicht der Hunger war das Schlimmste, sondern nicht in der Schlacht sterben zu können.



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